Vor zwei Wochen meldete ein Journalist der Frankfurter Rundschau mit Binnen-I-Manie stolz, daß der von ihm seit Jahren malträtierte und verfolgte NPD-Politiker Stefan Jagsch nach einem Auto-Unfall von syrischen Flüchtlingen Erste Hilfe erfahren habe. Seine Recherche beschreibt er wie folgt:
Mir war sofort klar: Wenn an diesem Hinweis etwas dran ist, dann ist das eine Geschichte. Weil dann ein gerade gewählter, rechtsradikaler Stadtverordneter aus Hessen verletzt im Krankenhaus läge. Und weil dann ein bekannter NPD-Politiker und Flüchtlinge in einer geradezu absurden Weise zusammenhängen würde – wie im sprichwörtlichen Schlagzeilen-Klassiker „Mann beißt Hund“. Ich machte mich an die Arbeit, telefonierte einmal quer durch die Wetterau und hatte Erfolg: Polizei, Feuerwehr und andere Beteiligte bestätigten mir meine Informationen und nannten weitere Details. Weil ich trotzdem nur wenige Fakten hatte und sowieso kein Platz in der Zeitung vom nächsten Tag war, wurde nur ein schmaler Text aus meiner Recherche, kaum mehr als eine Meldung.
Weite Teile der Presselandschaft griffen diese Meldung beherzt auf und schrieben etwa wie „Spiegel Online“ inquisitorische Artikel darüber, daß der verletzte NPD-Mann sich nur widerwillig bei seinen Rettern bedanke.
Jetzt hat der Autor Ramin Peymani ebenfalls recherchiert, weil ihm die Sache vermutlich spanisch vorkam. Mittlerweile leben wir leider in Zeiten, in denen man solch eigentlich erfreulichen Meldungen zutiefst mißtrauen muß – nicht einmal, weil man Flüchtlingen solch eine gute Tat nicht zutrauen würde, sondern weil man Medien allerlei böse Taten im Sinne der Manipulation zutraut. Und weil die meisten Medien nicht den geringsten Willen erkennen lassen, neutral über das Asylthema zu berichten.
Peymanis Recherchen führten zu dem Ergebnis, daß die Meldung über den von Syrern geretteten NPD-Mann größtenteils phantastisch aufgeladen worden sei. Den mit seinem Auto im Straßengraben liegenden Stefan Jagsch kamen lediglich zwei Busfahrer zuhilfe, die mit ihren Bussen Asylanten transportierten.
Peymani schreibt:
„Syrer retten NPD-Politiker“, titelte die Rundschau reißerisch. Seit in schöner Regelmäßigkeit Asylbewerber in Deutschland angeblich größere Geldbeträge finden und artig abgeben, wecken Geschichten wie diese meine Neugier. Die Recherche dauerte nur einen Vormittag und hätte von jedem Journalisten mit Leichtigkeit geleistet werden können.
Ich war überrascht von der Bereitwilligkeit, mit der die von mir kontaktierten Vertreter der beteiligten Einsatzkräfte sowie die Mitarbeiter der Behörden Auskunft gaben. Und so ist es offenbar abgelaufen: Zum Zeitpunkt des Unfallgeschehens am Morgen des 16. März 2016 befuhren auch zwei Busse mit Asylbewerbern der Erstaufnahmeeinrichtung in Büdingen die Bundesstraße 521. Einer der Busfahrer stieg aus, um am verunglückten Fahrzeug zu sehen, was getan werden könne. Er rief seinen Kollegen zu sich, um ihm zu helfen, den verunglückten Fahrer loszuschnallen und aus dem Auto zu befreien. Später stiegen auch einige Asylbewerber aus den Bussen und traten hinzu.
Weite Teile des Peymani-Artikels erschienen auch auf dem „rechten Hetzportal“ PI-News. Angegeben wurde dort auch die E-Mail-Adresse des FR-Journalisten Hanning Voigts, der die Geschichte mit den rettenden Syrern kreiert hatte. Süffisant behauptet dieser nun auf Twitter:
… Quellen nennt. Mein Wissensstand steht hier, meine Quellen liegen nachprüfbar offen. Wie sich das gehört. https://t.co/ZIQUsquux7
— Hanning Voigts (@hanvoi) March 30, 2016
Hanning Voigts hat eine sehr typische linke Milchbubi-Physiognomie, und die Tatsache, daß er bei der „Frankfurter Rundschau“ arbeitet, sagt eigentlich alles. Das Twitter-Gezwitschere klingt etwas verunsichert. In einem direkt folgenden „Tweet“ schreibt Voigts:
Wie, das war's schon? PI News veröffentlicht fett meine Mailadresse und dann kommen gerade mal 30 "Lügenpresse"-Mails? Ich staune.
— Hanning Voigts (@hanvoi) March 30, 2016
Diese Süffisanz ist typisch für das Gutmenschen-Milieu. Man begegnet der Kritik von Blogs wie PI-News eigentlich nie sachlich, sondern schreit möglichst laut „Nazi“, „rechts“, „fremdenfeindlich“ und weitere Sprachfetischismen. Man legt praktisch ein linkes Herrenmenschentum an den Tag und denkt gar nicht daran, sich einmal infrage zu stellen.
Sehr aufschlußreich ist die folgende Passage von Hanning Voigts zu seiner Story:
Was ich mich seitdem frage: Warum war die Geschichte von Jagschs Unfall und seinen Ersthelfern aus Syrien und dem Sudan dermaßen erfolgreich? Mehr als alles andere, was ich in den letzten Jahren, meistens mit weit höherem Recherche-Aufwand, über Neonazis und die rechte Szene geschrieben habe? Ich meine, dass es dafür mehrere, sich ergänzende Gründe gibt. Erstens passt die Geschichte wahnsinnig gut in diese düsteren Zeiten: Der Zuwachs für die extreme Rechte in Deutschland, Terror gegen Flüchtlingsunterkünfte und Wahlerfolge für NPD und AfD sind seit Monaten weltweit ein Thema, ebenso die wachsende Zahl von Flüchtlingen, die nach Europa kommen – und die als „Sorge“ getarnten Ressentiments vieler Leute, alle Flüchtlinge seien blutrünstige Vergewaltiger_innen und Halsabschneider_innen. Die Geschichte verbindet diese Themen, aber eben auf ungewöhnliche Weise.
Diese Passage drückt eigentlich wunderbar das Weltbild eines linken Spießers aus. Alles Rechte wird in einen Topf geworfen und ist irgendwie braun. Asyl- und Islamkritiker hegen natürlich pauschale Vorurteile gegen alle Flüchtlinge – ganz im Gegenteil zur guten Mainstreampresse, die absolut differenziert berichtet. Berechtigte Sorgen angesichts der massenhaften, unkontrollierten Einwanderung von Kulturfremden werden lächerlich gemacht.
Und natürlich die verquaste gendergerechte, aber die Sprachästhetik und den gesunden Menschenverstand zutiefst benachteiligende und unterdrückende Binnen-I-Foltermethodik, die sich ein Donald Rumsfeld wohl nicht besser hätte ausdenken können.
Perfide ist die Formulierung „Wahlerfolge für NPD und AfD sind seit Monaten weltweit ein Thema“. Wo sind die angeblichen Wahlerfolge der NPD zu bestaunen, in welcher weltweiten Welt werden diese thematisiert? Man sieht hier schön, wie es im Hirn eines paranoiden Linken zugeht: Alles rechts von der CDU ist irgendwie braun.
Als kritischer Zeitgenosse will ich hier natürlich nicht behaupten, daß Peymanis Recherche und Version der Geschichte nun die unbestreitbare Wahrheit sei. Ich kann mir aber nicht helfen und finde seine Version wesentlich glaubwürdiger.
Bleibt noch die Frage, wie ein rechter Hetzer und Ausländerfeind wie ich sich positiv zu den Aussagen eines Ramin Peymani bekennen kann. Wie geht das, wo doch Kritiker der Asylpsychose allesamt herzlose Fremdenfeinde sind?
Ganz einfach: Unsereins ist derart verkommen, daß wir über den mutmaßlichen Migrationshintergrund von Peymani geflissentlich hinwegsehen. Denn wichtig ist lediglich, daß er unsere menschenverachtende und flüchtlingsfeindliche Ideologie stützt.
So ungefähr stellen sich linksalternative Refugee-Psychotiker die Welt von Pegida, AfD und Politically Incorrect vor. Es kann nur einen geben: den dumpfen braunen Nazi. Alles andere würde das Milieu der Refugee- und Islamfreunde überfordern.