„Heute Show“-Humor zeichnet sich dadurch aus, daß die Pointen niemals wehtun oder sarkastisch sind, sondern immer entlang den Bedürfnissen der Mainstream-Kultur gewählt werden. Genaugenommen handelt es sich also bei der „Heute Show“ nicht um Satire, sondern um systemkonformen Auftragshumor.
Warum parodiert man nicht einfach mal die Bundeskanzlerin, indem man ein altes Zitat von ihr herausstellt und es bissig kommentiert?
Die folgenden Worte der Kanzlerin von 2003 könnte man z.B. mal verwenden:
Deshalb müssen wir aber auch immer wieder fragen: Wo hört Toleranz auf und wo fängt Beliebigkeit an?
Ein Beispiel: Manche unserer Gegner können es sich nicht verkneifen, uns in der Zuwanderungsdiskussion in die rechtsextreme Ecke zu rücken, nur weil wir im Zusammenhang mit der Zuwanderung auf die Gefahr von Parallelgesellschaften aufmerksam machen. Das, liebe Freunde, ist der Gipfel der Verlogenheit, und eine solche Scheinheiligkeit wird vor den Menschen wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen. Deshalb werden wir auch weiter eine geregelte Steuerung und Begrenzung von Zuwanderung fordern.
Gesprochen wurden diese Worte auf einem CDU-Parteitag.
Sie könnten genauso gut von einem prominenten AfD-Politiker oder Pegida-Mitglied stammen. Genug Stoff, um daraus eine bissige Satire zu kreieren. Aber ein solcher Humor würde gnadenlos die Verlogenheit unserer heutigen Bundesregierung offenlegen.
Und unglücklicherweise auch noch AfD und Pegida adeln.
Das obige Zitat beschreibt wunderbar den politischen Erdrutsch, den die drei jüngsten Landtagswahlen gebracht haben.
Angela Merkel beschreibt hier ihr eigenes Desaster, ihre eigene Verlogenheit und Scheinheiligkeit, die „vor den Menschen wie ein Kartenhaus“ in sich zusammengebrochen sind.